Friede auf Erden gilt allen Menschen
(Kolumne Muttenzer Anzeiger vom 22.12.2023)

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende entgegen, rückblickend war es in vielerlei Hinsicht ein bewegtes Jahr. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Nahostkonflikt und die vielen bewaffneten Konflikte auf der Welt, sie machen traurig, wütend und hilflos. Die  Leidtragenden sind die Zivilbevölkerung, vor allem aber die Kinder. Und leider ist noch immer kein Ende dieser sinnlosen Kriege in Sicht.

An der Plenarsitzung des Kongresses des Europarates der Städte und Kommunen, an der ich Ende Oktober 2023 in Strassburg teilgenommen hatte, ergriff ein Bürgermeister aus der Ukraine das Wort und berichtete über die Gräueltaten, die er und seine Bürgerinnen und Bürger während der russischen Besatzung seiner Stadt über sich ergehen lassen mussten. Das Leid, das diesen Menschen angetan wurde, sitzt tief in ihrem Innern.  Die Opfer können nicht darüber reden, sie werden psychologisch betreut. Doch für viele von ihnen scheint alles hoffnungslos zu sein und sie sehen nur den einen Weg, den des Suizids. Diese Worte des Bürgermeisters gingen unter die Haut und lassen mich bis heute nicht mehr los.

Diese Kriege sind auch Angriffskriege auf die Demokratien, auch diejenigen in Europa.

Tatsache ist, die Zahl der Autokratien hat zugenommen und die Welt steht wieder dort, wo sie am Ende des Kalten Krieges stand. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am öffentlichen Leben wird durch diese Machthaber massiv unterdrückt, die Menschen kämpfen für ihre Rechte. Wahlen finden statt, jedoch oft unter höchst fragwürdigen Bedingungen. Der Wunsch nach Freiheit wird ignoriert und so ist zu hoffen, dass die Diplomatie es schafft, diese Kriege zu beenden.

Demgegenüber rücken unsere Herausforderungen, denen wir uns im Jahr 2023 stellen mussten, in ein anderes Licht. Und doch sind sie da und bereiten Sorge: die Teuerung und die steigenden Krankenkassenprämien, die vielen Familien und älteren Menschen zu schaffen machenund Existenzängste aufkommen lässt. Jugendliche, die an Depressionen leiden und keine Zukunftsperspektiven sehen. Der Generationenwechsel in der Arbeitswelt ist  in vollem Gange, entsprechend fehlt es überall an Fachkräften, besonders auch im Gesundheitswesen.

Hilfe und gegenseitige Unterstützung sind gefragt, ein solidarisches Zusammenstehen ist wichtiger denn je. Soziale Kontakte, familiärer Halt und ein gutes Netzwerk an Freunden sind unentbehrlich.

Doch das Jahr 2023 hat uns auch viele schöne und erfreuliche Momente beschert. Seien es die sportlichen Erfolge, die erzielt wurden, die vielen kulturellen Anlässe der verschiedenen Vereine und Institutionen, die unser «Dorf» immer wieder beleben, die interessanten Begegnungen und Gespräche, aber auch das Fest mit unseren Gästen aus der polnischen Partnerstadt Sroda Wielkopolska, das sich Dank der Mitwirkung vieler Muttenzer Vereine zu einem schönen Volksfest entfaltete. Und so spreche ich allen meinen herzlichsten Dank aus, für das Mit- und Füreinander, für das engagierte und motivierte Wirken, für grosse und kleine Gesten, für eine konstruktive und angenehme Zusammenarbeit im zu Ende gehenden Jahr.  

Weihnachten steht vor der Tür, die zentrale Botschaft des Weihnachtsfestes preist Gott und ist eine Friedensver­heissung. Weihnachten ist ein christliches Fest; doch die Verheissung «Friede auf Erden» gilt allen Menschen. Es sind die kleinen Schritte, die auf den Weg des Friedens führen. Und jeder und jede kann ihn gehen. 

Ich wünsche Ihnen von Herzen ein lichtvolles Weihnachtsfest und ein gesundes und glückliches 2024.

Franziska Stadelmann-Meyer, Gemeindepräsidentin